Interview mit Stefan Blanck
Datum: 13.08.2008


WoD: Sind aktuelle DSA-Redakteure für die Story des Browser-Spiels verantwortlich? Vielleicht sogar die gleichen, die auch schon Drakensang schrieben?

Stefan Blanck: So ist es. Verschwörung in Ferdok schrieb ich selbst, Todespfad gemeinsam mit Anton Weste, wobei wir unsere Parts parallel schreiben konnten. Zuvor hatte ich das Storykonzept für beide Spiele mit Anton und Mark Wachholz abgestimmt. Wir alle schrieben ja auch an Drakensang.

Zum Schreiben der beiden Abenteuer stand sehr wenig Zeit zur Verfügung, denn wir konnten aus rechtlichen Gründen erst im April dieses Jahres mit der Entwicklung der Browserspiele beginnen. Es hätte zu lange gedauert, bis sich andere DSA-Autoren in die Story von Drakensang eingearbeitet hätten, um das fein verwobene Geflecht von Verschwörung in Ferdok und Todespfad zu stricken. Außerdem stellt die Gestaltung eines interaktiven Solo-Abenteuers einen Autor vor besondere Herausforderungen, die über das normale Maß eines gedruckten Solo-Abenteuers hinausgehen, denn in der computerisierten Form sind doch viel mehr Spielereien möglich und sollen auch geboten werden.

WoD: Wird auch die Möglichkeit zur Interaktion mit anderen Spielern des Browsergames gegeben sein? Also werden die Funktionen in Richtung einer Art Multiplayer- bzw. Party-Modus erweitert werden?

Stefan Blanck: Zunächst ist das nicht geplant. Aber denkbar ist das durchaus. Wir sind froh, in nur vier Monaten ein Browserspiel in der vorliegenden Form aus dem Boden gestampft zu haben. Zuallererst konzentrieren wir uns jetzt darauf, die älteren DSA-Soloabenteuer schrittweise neu anzubieten und auch neue Features hinzuzufügen.

WoD: Ist das Spiel im Sinne des Lösens einer Hauptgeschichte 'durchspielbar', oder setzt es eher auf ein Punktesystem und es werden nach und nach neue Aufgaben freigeschaltet?

Stefan Blanck: Ersteres, wobei es je nach Abenteuer unterschiedliche Lösungswege und auch mehr oder weniger erfolgreiche Enden gibt. Dabei sammelt der Held Abenteuerpunkte, die er selbstverständlich zum Steigern seiner Werte einsetzen kann. Aber mit diesen kann er sich auch in der Halle des Ruhms mit anderen Helden vergleichen.

WoD: Wie viele Leute arbeiten an dem Browserspiel?

Stefan Blanck: Acht Personen haben daran wesentliche Arbeiten geleistet. Etwa noch mal so viele weitere waren mit „kleineren Zuarbeiten“ beschäftigt.

WoD: Wird das Game ständig aktualisiert und verbessert?

Stefan Blanck: Ja, das machen wir. Nach dem Release haben wir zunächst die Performance verbessert sowie die grafische Darstellung und ein paar Probleme mit Opera und IE6 Browsern. Sodann wurde eine völlig neue Funktion hinzugefügt, die es selbst bei den Mobile-Spielen nicht gab, und die es den Spielern nunmehr ermöglicht, Abenteuer mit einem bestimmten Helden noch einmal zu spielen. Es folgt in diesen Tagen die Halle des Ruhms. Im Anschluss werden wir die Darstellung und Handhabung des Handels mit Waffen, Rüstungen und sonstigen Inventargegenständen verbessern und denken dann auch über die Berücksichtigung weiterer optionaler DSA-Regeln nach. Verbindlich kann ich dazu aber noch nichts sagen.

WoD: Neben dem zweiteiligen Soloabenteuer parallel zur Veröffentlichung von Drakensang ist ja auch die Wiederverwertung der vor einer Weile erschienenen Handygames geplant. Werden diese komplett als Browsergame veröffentlicht?

Stefan Blanck: So ist es. Wir werden alle 15 Solo-Abenteuer wieder veröffentlichen. Selbstverständlich nicht alle auf einmal. Vielmehr über den Rest dieses Jahres hinweg.

WoD: Wie sieht die Zukunft des Browsergames aus? Was kommt nach der Veröffentlichung der schon als Handygame bestehenden Abenteuer? Vermutlich hängt die Zahl der darüber veröffentlichten Abenteuer auch von der Akzeptanz durch zahlende Kunden ab. Läßt sich da nach der kurzen Zeit seit dem Start des Browsergames schon abschätzen, wie hoch diese ist? Sprich: Ist das Browsergame ein Erfolg oder eher ein Experiment?

Stefan Blanck: Du triffst den Nagel auf den Kopf. Als wirtschaftlich operierendes Unternehmen müssen wir auf unsere Kalkulation achten. Just for fun können wir das Angebot nicht unterbreiten. Selbstverständlich glauben wir an unseren Erfolg und die Userzahlen wachsen täglich, sodass wir fest davon ausgehen, im Anschluss an die Veröffentlichung der „älteren“ DSA-Soloabenteuer, neue Abenteuer zu produzieren.

WoD: Wie steht es mir weiterer Regelimplikation bei den Browsergames? Im Moment sind ja nur die allerwichtigsten Grundregeln implementiert. Wenigstens den Glücklichen Erfolg und den Kritischen Patzer sollte es doch geben...

Stefan Blanck: Wie ich schon vorher erwähnte, werden wir die Browsergames um weitere Features ergänzen. Ganz sicher. Aber eins nach dem anderen.

WoD: Wie steht es mit erweiterter Charaktererschaffung? Ist so etwas überhaupt möglich oder ist das viel zu aufwendig für ein Browsergame?

Stefan Blanck: Auch das ist ein Thema, über das wir grundsätzlich gerne nachdenken. Wir müssen aber sorgsam darauf achten, den Einstieg so einfach wie möglich zu halten. Es ist klar: Es gibt viele DSA-Rollenspieler, die sind erst dann zufrieden, wenn sie alles, was ihnen das Regelwerk an Erschaffungsmöglichkeiten bietet, auch 1:1 vorfinden. Und selbst dann werden noch Forderungen nach einer offenen Gestaltung laut, um eigene Hausregeln einsetzen zu können. Diese Diskussion flammt ja selbst bei einem ausgewachsenen PC-Spiel wie Drakensang auf.

Dagegen gibt es viele, viele andere Spieler, die einfach möglichst schnell losspielen wollen. Bei Browsergames müssen wir dies berücksichtigen. Es gilt also, einen guten Kompromiss zu finden. Wir denken darüber nach und versuchen, eine gute Lösung anzubieten.

WoD: Werden für verschiedene Abenteuer des Browsergames auch unterschiedliche Charaktererschaffungsmöglichkeiten bestehen? Ich denke da speziell an bestimmte Archetypen für bestimmte Abenteuer?

Stefan Blanck: Zurzeit gibt es die 14 Archetypen, die im DSA-Basisregelwerk der 4. Edition angeboten wurden. Vielleicht fügen wir weitere hinzu. Mal sehen.

Wir möchten aber an dem Grundsatz festhalten, dass ein Abenteuer mit sämtlichen Archetypen gespielt werden kann. Es wird ganz sicher keine Abenteuer geben, für die wir einen bestimmten Typ vorschreiben.

WoD: Die ersten Verkaufszahlen für Drakensang im Raum Deutschland sind veröffentlicht worden und sehen blendend aus: Bei GfK-MediaControl-Verkaufscharts für PC-Spiele belegt Drakensang in den verschiedenen Verkaufsversionen die drei Spitzenplätze gleichzeitig. Wie fühlt man sich, wenn man sowas hört?

Stefan Blanck: Bestätigt!? :) - Nein, im Ernst: Ich weiß selbstverständlich von der großen Schar DSA-Spieler, die seit vielen, vielen Jahren darauf warten, endlich mal wieder ein DSA-Computerspiel am PC spielen zu können. Darunter sind viele, die DSA aus beruflichen und familiären Gründen, das heißt: mangels Zeit, DSA gar nicht mehr als Pen&Paper spielen können. Aber auf dem PC, mal abends ein paar Stündchen spielen. Das kommt jetzt gerade richtig.

Und Drakensang wurde von Radon Labs ganz bewusst als Rollenspiel der „alten Schule“ angelegt: Ohne hektisches Geklicke. Stattdessen ganz zum Eintauchen in die Welt.