[DSA-Kolumne] 

Die Mutter aller Kämpfe

23.09.2012, 11:52 Uhr
… oder wie ich meine Nerven tief unter Ferdok verlor


Also, wenn ich eines von mir behaupten kann … virtuell bin ich wirklich weit gereist und hab so einiges erlebt. Ja, wirklich. Neulich erst habe ich die Galaxie gerettet inklusive aller organischer und synthetischer Lebewesen. Ich sage euch, mein Vermächtnis wird weiter leben. Ich habe eine Erzdämonen bekämpft und Ferelden – ja, ganz Thedas – vor dem Untergang bewahrt. Ich wurde Königin. Das war schon recht heroisch. Und in den Tiefen bei den Zwergen dort habe ich Monster gesehen und bekämpft, die wirklich widerlich waren. Einige wären bestimmt schon beim Anblick der Brutmutter davon gelaufen, hätten sich versteckt wie Feiglinge. Ich nicht. Gelassen und vor allem mit Übersicht habe all diese großen Abenteuer überstanden, meine Helden zum Sieg geführt und mich vor meinem Monitor fast besinnungslos gefreut.

Also, so dachte ich, was mag da schon noch kommen? Wer so viele Universen gerettet hat, den kann doch nichts mehr schocken. Und da ich letztens diese Lust verspürte, mal wieder ein klassisches Computer-RPG zu zocken, entschied ich mich ohne lange zu überlegen für unser gutes, altes Drakensang. Ich freute mich, die ganzen Helden wieder zu treffen. Forgrimm, Rhulana, Kladdis und meinen Liebling, den Dranor. Ich zog mit ihnen ein wenig durch die Lande und schwelgte in Nostalgie, dieser angenehme Zuckerguss, den wir mit heimeligen Stunden verbinden, und der in unserem Kopf eine klebrige Masse der Harmonie entstehen lässt. Nichts ist besser dazu geeignet, Verdrängung zu erzeugen. Und als ich mich langsam aufmachte, die Gefilde tief unter Ferdok zu erkunden, beschlich mich doch so etwas wie eine unangenehme Erinnerung. Und irgendwie merkte ich, dass meine Gereiztheit schon dort merklich anstieg. Und dann wusste ich es wieder. DAS gehört in meine Top 5!


Wie bitte?!

Ja, ja. Lieber Leser, liebe Leserin … ich weiß. Ich höre mich jetzt ganz schön wirr an. Top 5, Computerspiel-Erlebnisse – die Forenfee hat mal wieder nicht alle Teller im Schrank. Oder waren es Tassen? Vielleicht gehört schon eine Prise Irrsinn dazu, diesem Thema überhaupt eine ganze Kolumne zu widmen. Vielleicht ist es Wahnsinn, sich dermaßen zu outen. Ich meine, es ist schon komisch zuzugeben, dass ich meine virtuellen Siege feiere. Hoffentlich bin ich damit nicht alleine. Sollte ich damit doch alleine sein, möchte ich es übrigens nicht wissen.

Aber es ist doch so, mal Butter bei die Fische, dass es ein Hobby wie jedes andere ist. Ein Angler freut sich ja auch, wenn er einen Fisch fängt. Warum sollte ich mich nicht freuen, wenn ich siegreich irgendwelchen Computerspiele bestreite? Und ja, ich gestehe es … ich führe eine Liste der schönsten virtuellen Erlebnisse, der aufregendsten und der nervigsten. Meine Top 5. Und die Mutter Ratzinski tief unter Ferdok ist die Königin der dritten Kategorie!


Die Mutter, meine Geduld und ich

Ja, ich muss sagen, es gab schon einige nervige Momente in meinem virtuellen Leben. In Dragon Age 2 ploppen Horden von Gegnern aus dem Nichts auf und irgendwann hast du dich tot geklickt und kannst nicht mehr. Als ich einen Reaper im Mass Effect-Universum erlegte, habe ich zig Anläufe gebraucht, um überhaupt zu kapieren, was die Herren und Damen Entwickler überhaupt von mir wollten. Die Tiefen Wege in Dragon Age Origins sind so dröge, dass ich mich immer nur frage, wann ich da endlich wieder raus darf. Alles Momente in meiner Gamer-Karriere, in denen ich nur kopfschüttelnd vor meinem Rechner saß und mich fragte, womit ich eigentlich meine Zeit verplemper. Aber ich schwöre bei den Zwölfen: Mutter Ratzinski schlägt sie alle.
Ich weiß es noch als wäre es gerade erst geschehen. Mein erster Drakensang-Durchgang. Ich gehöre zu der Spezies Spieler, die es hassen, eine Quest in der Mitte abzubrechen und auf einen späteren Zeitpunkt im Spiel zu vertagen. Tut mir Leid, aber ich habe gerne ein ordentliches Quest-Buch. Aufgeräumt und übersichtlich.
Und so machte ich mich auf, Dranor zu befreien. Und dann dachte ich mir, wenn ich schon mal da so bin, kann ich doch mal gleich erkunden, wo denn nun die Ursachen der Rattenplage in der Ferdoker Brauerei liegen. So ein Abwasch. Normal.

Also kämpfe ich mich durch die Ebenen. Überall Ratten, Dunkelheit, Einöde und leuchtende Pilze. Gut, dass es da immer diesen Zwerg gab, der voraus lief und auf einen wartete. Zeit, lästiges Inventar loszuwerden und die Verbandsvorräte aufzustocken. Ich muss sagen, diese Passage in Drakensang habe ich ich wirklich nicht in guter Erinnerung. Diese Horden von Riesenratten, die meine Helden überfielen. Forgrimm, der „oh Ardo“ stöhnte und umkippte – dabei dachte ich immer, dass ein Zwerg so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen sei. Musste wohl Angst vor dem grauem Vieh haben. Jedenfalls fragte ich mich, ob der Namenlose eine Filiale tief unter Ferdok eröffnet hatte. So viel von dem Nagegetier auf einem Haufen?!

Ja, da hätte ich mal innehalten sollen und mal nachdenken müssen. Die Rattenhorden wurden immer stärker, meine Helden kippten immer schneller um. Mit Müh und Not kämpfte ich mich von Ebene zu Ebene. Meine arme Scharlatanin erwies sich sogar als die stabilste von allen – hatte ich meinem Blondchen gar nicht zugetraut. Da hätte mir ein Lichtlein aufgehen sollen. Ging es aber nicht, denn mein Quest-Buch hatte gefälligst ordentlich zu sein und so kämpfte ich mich Schritt für Schritt weiter ins Verderben.

Ich weiß, dass ich vorher gewarnt wurde. Selbst der Zwerg, der sich in den Höhlen wirklich auskannte, weil er der Bruder des Brauerei-Meisters war, meinte, dass er noch nie so mächtig gefährliche Ratten gesehen habe. Aber ich dachte nur daran, dass diese Quest jetzt nun mal auf meiner Liste stand und fertig. Also kämpfte ich mich weiter durch … wie schlimm konnte es denn noch werden?!

Sehr schlimm. Es ist nicht nur so, dass die Mutter furchtbar groß und angsteinflößend ist und nicht gerade zu meinen Lieblingstieren zählt. Sie hat auch noch andere etwas kleinere Nagetiere, die nicht ohne und auch giftig sind, die sie unterstützen in ihrem bösen Dasein. Und immer, wenn du denkst, dass es jetzt gleich endlich so weit sein müsste, der Kampf bald zu Ende sein müsste … genau dann rückt Verstärkung an. Deine Helden fallen wie Fliegen von den Decken. Arme Rhulana, armer Forgrimm, noch ärmere Kladdis. Sie stand da mit ihrem Kleidchen und hatte keine Chance. Ich führte sie in einem blauen Stoff-Fetzen zur Ausgeburt des Namenlosen. Unvorbereitet, noch nicht so weit. Es tut mir so Leid. Und wie häufig sie dem Tode nahe waren und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Allein die ersten zehn Anläufe waren ein wirkliches Gemetzel. Da half der ganze Wundbalsam nichts, Heiltränke waren eh Mangelware und und vielleicht war die Mutter eine Nummer zu große und meine Helden eine Spur zu unerfahren.

Aber ich blieb stur. Was … schon wieder tot? Neuladen! Irgendwie musste ja das Vieh zu bewältigen sein! Immer und immer wieder! Anschleichen und aus dem Hinterhalt? Fallen aufstellen? Waffen schärfen? Spezialfähigkeiten gekonnt und zeitlich gut abgepasst einsetzen? Ja, all das habe ich versucht. In unserem Hilfe-Forum suchte ich nach allen Tipps. (Übrigens – und nur ganz nebenbei – es ist sehr frustrierend, wenn ich mich mit einem Kampf im Spiel richtig abmühe, schon beinahe am Heulen vor Wut bin – welch Drama – und ich dann lesen muss, dass andere das ja total locker finden. Du sollst nicht protzen!)

Jedenfalls hasste ich die Mutter. Sie war groß und hatte Nagezähne und ihr Schrei nach ihren Vasallen ließ mich jedes Mal auf ein Neues zusammen zucken. Ich spürte, wie meine Nerven buchstäblich angenagt wurden. Und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als eine überdimensionale Mausefalle!


Letztendlich … der Triumph!

Ja, so war das. Ich war überzeugt, dass ich dieses Spiel nie zu Ende spielen würde, dass ich nie erfahren würde, ob meine Tulrike das Böse aufhalten würde. Ich weinte. Aber nur ganz leise und heimlich.
Ich gab auf. Machte meine Computer aus, legte erschöpft meinen Kopf auf der Tischplatte ab und schmollte erst mal eine Runde. Bei einer guten Tasse Tee beschloss ich, einfach über meinen Schatten zu springen. Ich suchte mir einen älteren Spielstand und reiste erst mal nach Moorbrück und widmete mich zu einem späteren Zeitpunkt der blöden Mutter. Dann blieb mein Journal eben unaufgeräumt. Danach ging das übrigens ganz leicht. Ich marschierte wild entschlossen in diese Kristallhöhle unter Ferdok, schrie: „So … jetzt zeig ich es dir aber!“ (Ja, meine Nachbarn halten mich bestimmt für verrückt. Vielleicht ziehe ich deswegen so häufig um.) Und nach ein bisschen Kämpferei, schickte Dranor die olle, große Ratte mit einem gekonnten Degen-Stich zurück zum Namenlosen. Und er war so sehr bescheiden, denn er hob lediglich die Hände zum Himmel und schrie: „Sieg!“ Er war mein Retter.

Nach all den Strapazen war ich einfach nur erleichtert, diesen Kampf endlich hinter mich gebracht zu haben. Wirklich. Ihr könnt euch gar nicht meine Freude ausmalen, die ich verspürte, als ich später den Fluss der Zeit bereiste und auf Papa Ratzinski traf. Aber reden wir davon nicht weiter, ich haben nun wahrlich genug in unangenehmen Computerspiel-Erinnerungen gewühlt und möchte nicht zu tief bohren

Das war Platz zwei meiner Top 5 der nervigsten Computerspiel-Kämpfe. Vielleicht erzähle ich euch später. Warum eigentlich Berg Drakensang ganz unangefochten diese Rangliste anführt. Aber nur vielleicht.


Liebe Grüße und ein Augenzwinkern,
Eure Leeyara.

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